Ein paar Stichworte zu dem, was mir nicht auf den Tisch kommen möge …
– Menschen, die sich mit ihrem Werk vorhersehbar ins Elend stürzen. Sie haben 652 Seiten über Ihre Schwangerschaft geschrieben und wie die Geburt Ihrer Eveline-Dorothee Sie verändert hat. Dieses Buch werden zehn Personen kaufen. Mir zahlen Sie viel Geld. Das Ihnen fehlt. An so einem Raubbau Ihrer Ressourcen will ich nicht beteiligt sein – es sei denn, Sie lassen Eveline-Dorothee mit einem goldenen Löffel auf die Welt kommen und verteilen Ihr Vermögen gern an mittellose Lektoren.
– Manuskripte in einem saumäßigen Zustand. Es trudeln Werke ein, denen man ansieht, dass dem Schreiber die Disziplin fehlte, ein ordentliches Manuskript zu fertigen. Und damit meine ich nicht Fehler oder langweiligen Inhalt. Ich rede von … mal ’ne Überschrift, mal keine … unsinnige Fettungen oder Farbigmachungen … 50 Zeilen à 60 Anschläge auf 9 Punkt (um Platz zu sparen!) … keine Absätze … Text voller Abkürzungen … Satzzeichen-Setzung, zum; Weglaufen … Unterschied von wörtlicher Rede und Erzähltext nur ahnbar.
– Der 51. Schatten über Herrn Grey, wenn Sie mir diese Flapsigkeit erlauben: Es existieren 4.675 Kopien dieses merkwürdigen Buchs. An der 4.676. Auflage zu arbeiten, reizt mich nicht. Es sei denn, Herr Grau finanziert mir einen sagenhaften Vier-Wochen-Urlaub auf St. Barth.
– Allzu Esoterisches. Wenn Sie ein Buch geschrieben haben, in dem Sie (allen Ernstes) die nasale Einnahme von Aloe Vera als einzigem/einziges Mittel zur Weltrettung anpreisen und die Verbreitung von guten Feen und Einhörnern im endlich vegan ernährten Bundestag proklamieren, ziehe ich mich zurück. Das – und beinahe nur das! – ist nicht mein Genre. Und noch eines geht nicht:
– Radikaler Dreck. Ohne Erläuterung.
Alles neu, bitte! Es kann sein, dass Sie nach meiner ersten Bearbeitung feststellen: Hoppla, das war ja wohl nix, was ich da als Autor abgeliefert habe. Der Lektor kann das viel besser. Soll er doch den gesamten Text neu schreiben. Verehrter Kunde, rufe ich Ihnen dann aus der Tiefe des Raumes zu, verehrter Kunde. Das nennt sich dann Geistschreiber, ich schreibe als Ihr Geist, ich ghostwrite. Können wir gern machen. Hat aber mit dem Lektoratsauftrag nichts zu tun – müssen wir vollkommen neu verhandeln. Und das wird um einiges teurer.
Ich bin unfähig, wenn es um Buchsatz geht – und wenn Sie mich fragen, wie Sie Ihr Buch am besten vermarkten, stammele ich ebenso daher wie die meisten anderen. Ich kann nur Sinn, Aufbau, Personen, Spannung, Text, Deutsch. Aber wenn Sie mich fragen, welche Titelbilder, neudeutsch: Cover gut ankommen: Ich war jahrelang als Chefredakteur für millionenauflagige Publikumszeitschriften verantwortlich – und damit auch und sehr besonders für die Titelbilder.
Sie erwarten hier ein paar weise, aber auch klassifizierende Worte zum Unterschied zwischen Selfpublishern und Verlags-Autoren und meiner Vorliebe? Ach, nein. Mir sind sie alle lieb – solange sie ihr Handwerk ernsthaft und professionell betreiben. Ich arbeite für beide. Vorbehaltlos.