Wieder ein Herzberg, wieder ein Wegner. Alles wie immer? Nein, Thomas Herzberg, einer der echten Routiniers des Selfpublishing, hat seinen fünfzehnten (für Schnellleser: 15.) Wegner-Roman gestern Abend auf den Markt gebracht – und damit gleich eine neue Unter-Reihe aufgestoßen: Nach Wegners Frühen Fällen, Wegners Schwersten Fällen sind es nun Wegners Letzte Fälle. Irgend nachvollziehbar, Herzbergs Hauptfigur Manfred Wegner ist 60. Da denkt doch jeder A-12-Beamte mal an … oder? Wer sich einen schnellen Blick über Wegners Worte und Taten (herrliche Anspielung auf der Seite worttaten.de, nicht wahr?) verschaffen will, klicke einfach hier zu Amazon.
Kennern des Autors und seiner Hauptfigur muss man dazu nicht viel sagen. Denen sei nur verraten, dass Sie in diesem Band einen vollkommen neuen Wegner kennenlernen. Vollkommen neu. Es gibt Momente, in denen Kommissar Bärbeiß früher mindestens die Kavallerie geholt hätte oder irgendeinem Anzug-Affen (O-Ton Wegner) per Faustschlag in die Uniklinik Eppendorf, Fachabteilung Zahnchirurgie, expediert hätte. Heute sitzt er manchmal da, man denkt, gleich muss wieder ein Zahnloser in die Fachabteilung – aber Wegner ist … entspannt.
Für Wegner-Neugierige hier der Wegner-Schnelldurchlauf: Hamburg, böse Stadt, gefährliche Stadt, reiche Stadt, teils korrupte Stadt. Manfred Wegner ist Leiter der Mordkommission; ihm zur Seite stehen Menschen, die alle ein besonderes Verhältnis zu ihm haben: es gibt nur Bewunderer oder Gegner, auch auf Seiten der Kollegen. Denn Wegners Methoden sind zwar effizient, aber in vielen Fällen nicht gedeckt durch die Dienstvorschriften – ein Wort übrigens, bei dem schon Wegners Hund Rex die Lefzen höbe, bevor er … furzt. Und für diejenigen, die es eher tatortig haben wollen: Wegner ist eher ein alternder Til Schweiger, denn die politisch korrekte Ermittlerin aus Ludwigshafen, deren Name mir Gott sei Dank! für immer entfallen ist.
Und damit ist schon grob angedeutet, wie der Hamburger Thomas Herzberg (Klick auf den Autoren-Teil dieser Seite) seine Protagonisten und seine anderen Figuren anlegt: deftig, oft blutig, grob geschnitzt, oft grausam, oft so, dass ich als Herzbergs Lektor (und größter lebender Fan von Wegner) denke: Grenze! Die wird nicht überschritten, weil der Handlung zwar so etwas wie Ernst nicht abgeht; dennoch hat Herzberg eine sehr humorvolle Art, seine Geschichten zu schreiben. Er kommt auf den Punkt, da wird nicht gefackelt, da gibt es keine Beschreibung des Wetters oder innerer Zustände. Es fällt einfach schnell die Klappe, auf der Aktion! steht.
Wegners letzte Fälle – Kaltes Herz (Link zu Amazon) ist wirklich der Beginn eines Abgesangs … habe ich das geschrieben … soll ich das stehen lassen? Ist es natürlich nicht, aber wer Wegner kennt und schätzt und sieht, wie er sich dort geriert, denkt eher an Ponyhof und Ayurveda in Ceylon, denn an Knüppel-aus-dem-Sack-Manfred. Wegner auf Bio-Kost! Wegner im Schongang! Sollen doch die anderen Morde klären! Morde? Am Set einer Billigproduktion verreckt ein Darsteller, ermordet von seiner heillos unbedarften Kollegin vor den Augen der Kameras. Und immer wieder liegen Obdachlose irgendwo tot herum. Erfroren sind sie nicht … Dann geht es noch um einen Porsche, die Rote Hexe, Busch‘ Beharrlichkeit, einen Anwalt und – hört! hört! – um Wegners Nachfolger im Revier.