Vergessen Sie die romantische Vorstellung, dass einer meiner Kollegen oder ich mit einem Rot- oder Blaustift – oder einem Montblanc – im Café über Ihrem Text sitzt und darin kluge Anmerkungen macht wie diese: Kann schneller werden! – Muss das sein? – Verstehe ich nicht! – Weniger Substantive! – Was soll das? – Das glaube ich nicht! – Weniger Wortwiederholungen!
Analog mit Bleistift arbeite ich nur, wenn ich zwanzig oder dreißig Seiten zur allgemeinen Einschätzung lesen will – dann auch im Café. Dann auch mit Anmerkungen wie oben. Aber die teile ich Ihnen dann nicht per Brieftaube mit, sondern am Telefon.
Ich schiebe hier mal einen Warner ein. Ich habe in den vergangenen sechs Monaten zwei Manuskripte gehabt, die mit Open Office geschrieben worden waren. Eines hatte 655 Normseiten, das andere über 300. Kurz gesagt: Ich bearbeite nie wieder Manuskripte, die nicht mit Word, .doc oder .docx, erstellt worden sind. Es ist der nackte Horror, wenn die Systeme nicht passen. Es gehen zwischen Ihnen und mir Informationen flöten, wir verstehen (da stand bis zum 1. August 2023: wir verstehe uns nicht, hat niemand bemerkt, bist bis auf eine sehr Aufmerksame, die indes ungenannt bleiben möchte. Vielen Dank!) uns nicht. Und nein, ich stehe nicht auf der Payroll von Bill Gates. Ende des Warners, 1. Juni 2020.
Gearbeitet wird digital. Ich arbeite in Ihrem digitalen Manuskript, das in der Regel als Word-Dokument hier ankommt. Ich kopiere dieses Dokument – Originale bleiben immer erhalten – und wandle es um in ein Papyrus-Dokument. So heißt das Profi-Programm, mit dem ich arbeite. Neugierig geworden, dann klicken Sie ω hier zu Papyrus.
Bin ich mit der Bearbeitung durch, bekommen Sie das Dokument im Word-Format zurück – mit allen Korrekturen, Fragen, Ergänzungen, deutlich sichtbar. Ihre Aufgabe ist es dann, sich mit Ihrem Text und mit meinen Anmerkungen heftig zu befassen; dazu nutzen Sie die Word-Funktion Überarbeiten.
Klartext: Wie auch immer Sie anliefern, ich arbeite mit Papyrus – und Sie erhalten es als Word-Dokument zurück; es sei denn, Sie lieferten auf Papyrus.
Damit arbeite ich:
- Der ganze Duden mit allen Bänden plus Dudens Großes Wörterbuch als digitales Monstrum, immer sehr schnell nachschlagbar.
- Lieber analog und sehr wichtig: Dudens Richtiges und gutes Deutsch, der neunte Band der Duden-Reihe, in der 7. Auflage.
- In analoger Form das Handbuch Zeichensetzung, aktuelle Auflage, aus dem Duden-Verlag, von Herrn Stang und Frau Steinhauer.
- Wahrigs Deutsches Wörterbuch, ebenfalls analog, in der einbändigen und in der sechshändigen – mit Goldschnitt! – Variante als Lexikon.
- Ein wunderbares Werk: Lutz Röhrichs Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten in drei Bänden.
- Es gibt viele Schreibratgeber. Ich lese immer wieder gern in Isa Schikorskys Helden, Helfer und Halunken. Gut zusammengefasst – und übersichtlich.
- Internet, für schnelles Nachschauen, natürlich Wikipedia und für grammatische Feinheiten wunderbare Seiten wie ω korrekturen.de oder ω canoo.net.
Und bevor ich es vergesse: Ich arbeite mit Texten seit mehr als dreißig Jahren hauptberuflich. Sprache ist meine Leidenschaft, ja, das darf ich so sagen. Mein wichtigstes Arbeitsmittel sind meine Erfahrung und die Leidenschaft für Texte. Ich bin derjenige, der vor den Laternenpfahl knallt, weil er auch beim Gehen liest – und der tötet, wenn ihn jemand beim Lesen stört. Wäre doch eine Idee: Der dauerlesende Mörder – Bekenntnisse eines Schrift-Süchtigen.