Thomas Herzberg hat eine Fangemeinde, eine große. Und ich kenne niemanden aus der Schar der Selfpublisher, der derart regelmäßig, in immer kürzer werdenden Abständen, seine Leser bedient. Wenn Sie oben lesen Wegners Sechzehnter, dann meint das, dass Thomas Herzberg in rund drei Jahren sechzehn Folgen seiner Wegner-Reihe geschrieben hat.
Sechzehn!
Sechzehn heißt aber auch, dass Herzberg seinem Helden Manfred Wegner, den Leiter der Hamburger Mordkommission, eine Geschichte verpasst hat. Die Leser gehen mit Wegner, Frühe Fälle, Schwerste Fälle, Letzte Fälle. Dieses Buch ist zugleich der dritte Band der Letzten Fälle.
Wegner Geschichte beginnt 1978 – Ältere oder Schleswig-Holsteiner werden sich erinnern, Wegner-Bewunderer sowieso – im Zuge der Schneekatastrophe, die Schleswig-Holstein heimsuchte. Wegners erster Fall, damals noch Frischling in der Mordkommission, war ein eiskalter. Und seine Ermittlungsmethoden Marke Hier kommt Knörrkopp muss er noch entwickeln. Fünfzehn Bände weiter kennt jeder in Hamburg den Herrn, die Bewunderung – und die Abscheu – geht bis in die Führungsetage der Kriminalen. Sein Team wechselte, seine Lebensbegleiterinnen ebenso (auch die Hunde, die aber immer Rex heißen) – und wer jetzt annimmt, dass nur Wegner sich nicht verändert hat, irrt.
Es schleichen sich sanfte Züge ein, das Leben hat den Sechzigjährigen gelehrt. Manchmal kommt der Amateurboxer in ihm durch, ja, immer noch. Dann ist er Raufbold mit Polizeimarke, immer am Rande der Dienstvorschriften, aber nie korrupt, beugsam oder nachgiebig – hat nicht Dirty Harry irgendwann einmal Kinder? Viel öfter aber erleben wir einen besonnenen Wegner, eine Zyniker, auch einen gebrochenen Mann am Rande des Nervenzusammenbruchs, dessen Sprüche gelernt zu sein scheinen. Die Antworten kennen auch alle. Den Respekt verdient er sich weiterhin.
In Wegner 16 ist es so weit, das mit dem Nervenzusammenbruch … kurz vorher jedenfalls, vor dem Nervenzusammenbruch. Frau weg, Kind weg, Kind nennt einen anderen Papa. Und dann einer seiner Vertrauten weg. Es stimmt nichts mehr im Leben des Manfred Wegner. Darum geht es in Skrupellos (Link zu Amazon). Ich habe das Buch, wie auch alle fünfzehn davor, lektoriert. Bin ich also befangen?
Ja, bin ich. Aber ich bin immer noch eines Urteils fähig. Mit gefällt diese Reihe, mit gefällt dieses Buch, ausgezeichnet. Wegner wird reif. Bravo!